AKTUELLE MITTEILUNGEN
STARTSEITE
JUSTIN WESTHOFF
ANDREA WESTHOFF
MWM-VERMITTLUNG
PROJEKTE + REFERENZEN
KOOPS + LINKS

 

 

DGPPN Kongress 2004
Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie, Psychotherapie und Nervenheilkunde
ICC Berlin, 24. bis 27. November 2004

Verhinderung seelischer Erkrankungen in frühen Jahren: nur eine Utopie? Pressetext von PD Dr. Ulrich Voderholzer, Freiburg
Erster Schülerkongress im Rahmen des DGPPN-Kongresses

Vorbeugen ist besser als Heilen – dieser Grundsatz gilt für Herzinfarkte oder Zahnlöcher - aber für seelische Erkrankungen ja wohl kaum? Doch! Nachweislich treten bei vielen psychischen Krankheiten – ob Depression, Angststörung oder auch Suchtkrankheiten – Jahre, oft Jahrzehnte vor Diagnose und erster Behandlung schon klinische Symptome und unterschwellige Anzeichen der kommenden Erkrankung auf. Information und Aufklärung über psychische Erkrankungen und deren Risikofaktoren sowie frühzeitige Erkennung sind deshalb äußerst hilfreich. Das gilt verständlicherweise besonders für Kinder und Jugendliche. Die DGPPN führt 2004 daher zum ersten mal im Rahmen ihrer jährlichen Fachtagungen eine Informations- und Diskussionveranstaltung für Schüler und ihre Lehrer durch.

Viele Entwicklungen bei Jugendlichen geben Anlass zur Sorge für deren weiteres Leben: So wurde das Einstiegsalter für Alkoholkonsum in den vergangenen Jahrzehnten niedriger. Bereits bei Schülern haben sichTrinkmuster herausgebildet, so etwa "Binge-Drinking", also gezieltes Rauschtrinken. Illegale Drogen wie Cannabis oder Ecstasy sind in Schulen sehr weit verbreitet. Dabei werden die langfristigen Folgen exzessiven Alkohol- und Substanzkonsums oft verharmlost. Es geht hier nicht "nur" um Abhängigkeiten, sondern auch darum, dass die Folge später weitere, sehr ernsthafte psychische Erkrankungen sein können. Weitere häufige Probleme bei Schülern sind zum Beispiel Mobbing und Prüfungsängste, Probleme, die auch mit unserer immer leistungsorientierteren Gesellschaft zu tun haben.

Wie entstehen psychische Erkrankungen? Für Fachleute spielt das "Vulnerabilitäts-Stress-Modell" eine große Rolle. Vulnerabilität (Empfindlichkeit, Anfälligkeit) ist dabei sowohl die Erbausstattung als auch frühkindliche Erfahrungen. Für die Entwicklung psychischer Erkrankungen wirkt sie dann mit aktuellen Konflikten und Problemen – also Stress – zusammen. Eine genetische Vulnerabilität spielt bei praktisch allen psychischen Erkrankungen, auch bei Suchterkrankungen, eine mehr oder minder große Rolle. Dies bedeutet, dass beispielsweise massiver Prüfungsstress zwar für die Mehrzahl von Jugendlichen ohne größere Probleme bewältigt werden kann, für andere, entsprechend Anfällige, jedoch durchaus mit schon krankhaften Ängsten verbunden sein kann – wodurch die Gefahr groß ist, dann tatsächlich zu "versagen". Ebenso kann eine länger dauernde Mobbing-Situation für den Einzelnen eine ernst zu nehmende Gefährdung und der Beginn einer depressiven Entwicklung werden. Auch beim Alkoholkonsum spielt die Vulnerabilität eine große Rolle: Rauschtrinken bleibt bei einem Teil der Jugendlichen ohne große Folgen. Bei anderen, entsprechend veranlagten Jugendlichen birgt es die starke Gefahr der späteren Suchtentwicklung.

Langzeituntersuchungen haben die Tatsache untermauert, dass bei vielen psychischen Erkrankungen Jahre oder Jahrzehnte vor der Diagnosestellung und der ersten Behandlung erste klinische Symptome und Anzeichen der kommenden Erkrankung auftreten. Beispielsweise zeigen sich bei Menschen mit depressiven Erkrankungen oft bereits im Vorfeld Phasen unterschwelliger, leichterer Depressionen, die zwar behandlungsbedürftig sein können, ohne aber die Diagnosekriterien für ausgeprägte Störungen zu erfüllen. Auch Angsterkrankungen, insbesondere ausgeprägte Phobien und Panikstörungen, treten meist bei Menschen auf, die schon früher eine verstärkte Ängstlichkeit – etwa in sozialen Situationen – gezeigt haben. Auch manifesten Suchterkrankungen geht meist eine lange Entwicklung von zunächst gelegentlich übermäßigem Konsum, über häufigeren Missbrauch, Steigerung der Dosis bis hin zur psychischen und körperlichen Abhängigkeit voraus.
In den vergangenen Jahren haben sich Befunde und Erfahrungen gehäuft, die zeigen, dass die genannten Erkrankungen einen ungünstigeren Verlauf und um so ausgeprägter eine Chronifizierung zeigen, je später sie erstmals gezielt behandelt werden.

In den vergangenen Jahrzehnten haben sich die Behandlungschancen bei vielen psychischen Krankheiten zwar deutlich verbessert. Dennoch vergehen bei einem Großteil der Menschen mit psychischen Erkrankungen viele Jahre, bis eine spezifische Behandlung erfolgt. Diese Situation ist nicht nur durch das Stigma "nicht ganz richtig im Kopf zu sein" bedingt (siehe Pressetext Professor Gaebel), sondern vor allem auch auf mangelnde Information über die Behandlungs-, beziehungsweise Heilungschancen zurückzuführen.

Die Aufklärung über psychische Erkrankungen und deren Behandlungsmöglichkeiten sowie über Risikofaktoren sollte daher in allen Bereichen unserer Gesellschaft verstärkt werden – gerade auch an Schulen.
SCHÜLERKONGRESS
Prüfungsangst – Alkoholkonsum – Mobbing
Mittwoch, 24. November 2004, 14.00 bis 16.00 Uhr
im ICC Berlin, Säle 06, 08, und 10
(In den letzten Wochen wurden dazu bereits Arbeiten von Schülerinnen und Schülern eingereicht.)
Wissenschaftliche Leitung:
* Prof. Dr. Beate Herpertz-Dahlmann, Vorsitzende, Dt. Ges. f. Kinder- u. Jugendpsychiatrie
* PD Dr. Ulrich Voderholzer, DGPPN
Organisation:
Frau Juliane Heinicke
CPO Hanser Service GmbH
Tel.: 030 / 300 669-0; Fax: -40
E-Mail
Infos inkl. Flyer:
> bei MWM
sowie auch:
> Hier
Beiträge der Schüler/Klassen unter:
> Hier

Ansprechpartner:
PD Dr. Ulrich Voderholzer
Schriftführer der DGPPN
Universitätsklinikum Freiburg
Psychiatrie und Psychotherapie
79104 Freiburg
53105 Bonn
Tel.: 0761/270-6603; Fax: -6523
E-Mail

Pressekontakt:
MWM-Vermittlung
Kirchweg 3 B, 14129 Berlin
Tel.: 030/803 96-86; Fax: -87
E-Mail

Am 24. November ab 14.00 Uhr finden drei parallele Veranstaltungen statt. Sie werden von jeweils zwei Experten geleitet, die zu Beginn mit kurz in die Thematik einführen. Danach können die Schüler die Ergebnisse ihrer Vorbereitungen aus dem Unterricht vortragen. Es soll eine offene Diskussion mit den Schülern und Lehrern stattfinden.
* Alkoholkonsum unter Schülern
ICC Saal 6
Leitung:
Oliver Bilke, Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie, Humboldt-Klinikum
E-MAIL
sowie:
Michael Schulte-Markwort Kinder- und Jugendpsychosomatik, Uniklinik HH-Eppendorf
E-MAIL
* Mobbing bei Schülern
ICC Saal 8
Leitung:
Johann Haffner, Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Heidelberg
E-MAIL
sowie:
Bettina Schubert Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Sport, Berlin
E-MAIL
* Prüfungsangst bei Schülern
ICC Saal 10
Leitung:
Michael Simons, Kinder- u. Jugendpsychiatrie u. Psychotherapie, Uniklinik Aachen
E-MAIL

 


 
 
© xxmed.de, 2001