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Eine Intitiative von
MWM-Vermittlung
Berlin
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PR-Watch
Bei MWM-Vermittlung
arbeiten Journalisten – auf beiden Seiten des Schreibtisches
also, in unserem angestammten Beruf sowie in der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit.
Wir tun dies, weil Beides Spaß machen kann und auch, um unseren
Lebensunterhalt zu verdienen. Dabei beachten wir die professionellen und
ethischen Regeln sowohl des Journalismus als auch der PR. Wichtigste Regeln:
Strikte Trennung, keine Aufträge von beiden Seiten gleichzeitig,
PR mit offenem Visier. Hierfür engagieren wir uns zudem auf mehreren
Ebenen, zum Beispiel im DJV.
Ärgerlich ist, dass unsaubere PR zunimmt. Dieser Vorwurf richtet
sich an unseriöse Agenturen und PR- bzw. Werbeabteilungen. Schlimmer
aber ist, dass Journalisten mitmachen, doppelt "die Hand aufhalten",
u.a.m. Dies aufzudecken und Ross und Reiter zu nennen*, ist für uns
keine "Nestbeschmutzung".
Wir möchten mit dieser Internet-Seite allen, die an fairer öffentlicher
Kommunikationen interessiert sind, ein Forum bieten. Und wenn Sie auch
daran interessiert sind, dass solche Vorkommnisse verbreitet werden: empfehlen
Sie doch einfach diese Seite weiter …
Wenn Sie "Fälle" entdecken, schreiben Sie uns einfach
eine E-Mail.
* Anonymität
gibt's hier nur in Ausnahmefällen, z.B., wenn es sich um interne
Papiere handelt – um den Informanten nicht zu gefährden.
Links zu verwandten Themen
Praktiken kommentieren, Fälle melden (und,
wenn notwendig, gerne auch rechtliche Hinweise):
MWM-Vermittlung
Kirchweg 3 B, 14129 Berlin
Tel.: (030) 803 96 86, Fax: (030) 803 96 87
Mail an uns
LANGE KEINE ZEIT MEHR GEHABT, DIESE SEITE ZU PFLEGEN –
Heute (17.2.14) trudelte diese PK-Einladung ein:
Glücksspiel: Aufwandsentschädigung für Journalisten
"Glücksspielsucht in Deutschland. Haben Sie Interesse?
Wir könnten auch über eine kleine Aufwandsentschädigung
reden, aber besser telefonisch."
Absender: "MedienConcept Berlin, Redaktion I PR I Text"
Hormonersatztherapie: Fa. Wyeth läßt PR-Agentur beschönigen
Man wusste oder ahnte es schon lange: Pharmafirmen lassen PR-Agenturen
komplette "wissenschaftliche" Aufsätze schreiben, suchen
sich einen möglichst rennomierten Autor aus der Medizin, der offiziell
als Urheber genannt wird und lancieren den Artikel in Fachzeitschriften.
Ein besonders dreistes Beispiel beschreibt die Süddeutsche Zeitung
vom 8. September 2010: Wyeth (heute Tochterunternehmen von Pfizer) hat
die umstrittene Hormontherapie in den Wechseljahren jahrelang hochjubeln
und Nebenwirkungen herunterspielen lassen.
Buchtipp zur Pharmalobby
Caroline Walter, Alexander Kobylinski: "Patient im Visier".
Hoffmann und Campe
Was den Patienten in Zeitschriftenartikeln, Internetforen und oft genug
sogar in Arztpraxen empfohlen wird, nuetzt oftmals weniger ihnen selber
als vielmehr den Bilanzen der Pharmafirmen - das zumindest legen die Recherchen
der beiden ARD-Journalisten Caroline Walter und Alexander Kobylinski nahe.
siehe
hier
Kollegin Brigitte Baetz im Deutschlandfunk über PR und Journalismus
Die Machenschaften der "Nachrichten"-Agentur "obx"
Die Zeitschrift "journalist" beschreibt es in Ihrer Ausgabe
11/2009 (auch: www.journalist.de):
obx, ein Tochterunternehmen der "NewsWork" (Regensburg) gibt
sich als Nachrichtenagentur. Und vor allem in Ostbayern drucken Zeitungen
wie Passauer Neue Presse und andere fleißig nach –
kostenlos, ohne Nachrecherche, unbesehen. Für beide Seiten offenkundig
kein Problem ist, was NewsWorkden Finanziers (Produkte, Tourismus etc.)
offen beschreibt: Ziel sei es, redaktionelle Berichte zu platzieren, die
ja viel wirkungsvoller und billiger seien als Anzeigen. Eine Chefredaktion
gegenüber den Kollegen der DJV-Zeitschrift ungefähr so: Ist
doch egal, wer dahinter steckt, ob wir einen Beitrag veröffentlichen,
entscheiden wir doch sowieso nach journalistischen Kriteren.
Alles Klar?
Zunehmende PR-Einflüsse durch schlechte Lage der Journalisten
Kommentar
auf "PR-Professional.de" (15.10.09)
Wissenschaftler und Mediziner als Lohnschreiber für die Pharmaindustrie
unter
anderem hier (Heise)
Gerade auch für Wissenschaftsjournalisten:
Kann
u.a. hier herunter geladen werden
Deutsche Bahn versucht(e), gute Presse zu erkaufen
siehe
turi2, 29.5.09
Transparency International: Themenheft Korruption und Medien
Redaktionen gleich in PR-Agenturen auslagern
Die Bremer Tageszeitungs-AG (Weser-Kurier, Bremer Nachrichten, Lokalblätter)
hat jetzt die Lokalredaktion für das "Delmenhorster Kreisblatt"
an die PR-Firma "Rieck 24 News-Service" vergeben. Und der Kreisblatt-Chefredakteur
ist in Personalunion Geschäftsführer bei der PR-Firma.Verständlich,
dass die mit ihrem "dichten Netz von Kontakten" wirbt.
siehe
"taz"vom 5.11.07
Unser Kommentar: Schön ehrlich könnte man das
nennen – wenn die Leser auch davon wüssten.
Ausnahmsweise: Buchempfehlung
Für die Werke des Kollegen Markus Grill (u.a.: "Stern"),
der kritisch mit Medizin, Gesundheitswesen, Pharmaindustrie etc. auseinander
setzt, muss man keine Werbung machen. Wir möchten hier dennoch auf
das Buch: "Kranke Geschäfte – Wie die Pharmaindustrie
uns manipuliert" (Rowohlt, ISBN 978 3 498 02509 0) hinweisen, weil
er sich im Kapitel 4 mit dem Thema von PR-Watch befasst, der versteckten
PR gerade im Gesundheitswesen.
Endliche befassen sich auch Medien mit dem seit langem ärgerlichen
Thema der "sendefertigen" PR-Beiträge in Hörfunk und
Fernsehen:
Propaganda der Familienministerin
Wer "Report Mainz" am 28.8.07 nicht gesehen hat, hat
auch dieses schöne Stück verpasst:
Zum
"Report"-Beitrag
Das Bundesfamilienministerium hat die PR-Agentur "A&B One"
und diese die Werbefirma "Schlenker" dafür bezahlt, dem
geneigten Hörfunk- und Tageszeitungsleser das schöne neue Familiengeld
schmackhaft zu machen. Aber nicht durch bezahlte und als solche gekennzeichnete
Anzeigen und Spots, sondern durch fertige Beiträge, die so aussehen,
als seien sie von unabhängigen Journalisten verfertigt worden. Siehe
u.a. auch:
Bericht
in der "FR"
DJV-Bundesvorsitzender Michael Konken: "Das ist Propaganda
in bester Form".
Weder die Familienministerialen noch die Agenturen sehen aber ein Problem.
Zitat: "Das ist ja letztlich ein Angebot, etwas redaktionell so vorbereitet
zu haben, dass diese Kleinstmedien zum Teil, die ja überhaupt nicht
über Ressourcen verfügen, dass die überhaupt in der Lage
sind solche Informationen mitzutransportieren."
Aus der Werbung von Schlenker PR: "Wir konzipieren und produzieren
für unsere Kunden sendefertige Programmbausteine, (...) Und das Wichtigste:
Die einzelnen Programmbausteine erreichen beim Hörer ein hohes Maß
an Glaubwürdigkeit, (...)".
Die professionell vorgefertigten Schleichwerbebeiträge
sollen tatsächlich mehr als 300 mal von Radiosendungen ausgestrahlt
worden sein, und "Report" zeigt auch wortgleiche Zeitungsartikel.
Eigene Recherche, kritische Stimmen: Fehlanzeige. Herzlichen Glückwunsch,
Frau von der Leyen!
Bundeswirtschaftsministerium, Agentur Flaskamp und Kopplungsgeschäfte
Zu diesem Vorgang vom August 2007 müssen wir wenig sagen, da er
allgemein bekannt ist.
siehe
auch Kommentar, "taz", 13.8.07
Die "Entschuldigungsversuche" und "Distanzierungen"
der Beteiligten
zum
Beispiel hier
scheinen uns jedenfalls sehr "mau."
Was uns wundert: Die KollegInnen der Medien haben den
Vorgang aufgegriffen, das Verhalten der Agentur und z.T. des Ministeriums
zu Recht kritisiert. Kaum aber haben wir die Frage gelesen: Wenn so
etwas (nicht erstmals) angeboten wird, dann wird es ja wohl Journalisten
geben, die solche Angebote annehmen, oder?
Gekaufte Beiträge
Die ZDF-Sendung "Frontal 21" berichtet am 17. Juli 2007 unter
dem Titel: darüber, wie HF und TV unverholene Werbung machen, indem
sie kostenlose Stücke von PR-Agenturen senden und so nicht nur Geld
sparen, sondern auch die Rezipienten täuschen:
HIER oder Text als
PDF
Beispiel: Fertiger Radiobeitrag – Arme Ärzte
Der Ärzteverbund "MEDI" ist ganz stolz – und die
Zeitschrift "Ärztliche Praxis" berichtet (8/07) zustimmend:
In einem eigenen Hörfunkbeitrag wird – einschließend
An- und Abomderation und O-Tönen vom Vorsitzenden – den Mitgliedern
der Gesetzlichen Krankenkassen erklärt, warum sie in den Praxen Niedergelassener
Ärzte viel länger warten sollen als Privatpatienten.
Selbstverständlich breiten wir die "Argumente"
hier nicht aus. Aber: hat die Gesundheitsministerin doch Recht, die sagt,
diese Handlungsweise verstoße gegen das Recht? Dann sollte sie das
auch ihrer Kollegin von der Leyen verraten! Und: Sagt doch 'mal, welche
Radiosender den PR-Beitrag senden …
Weiteres Beispiel von vielen: Gestörte Erektion
radiodoc nennt sich ein "Service" der
"Reichert Medien Consultants" aus Ffm. Zum Valentinstag bieten
die schon mal einen Beitrag inkl. O-Töne von einer Urologin (die
netterweise Hackl heißt) an. Es geht um Erektionsstörungen,
was sonst. Da ist es schon fast ein Zeichen von Fairnes, wenn wenigstens
die Redaktionen erfahren, dass ein Hersteller (Lilly) von entsprechenden
Mitteln die "Radioaktion" unterstützt. Die Hörer hingegen
können was gewinnen: Kostenlose Hörbücher – zum schlappen
Thema.
Hierzu ein Artikel aus der Zeitschrift "M" (ver.di)
4/07 als PDF
Verdeckte Werbung und PR im Hörfunk/Studie der LFM NRW
Die NRW-Landesanstalt für Medien hat eine Studie publiziert, wonach
auch im öffentlich- rechtlichen Rundfunk in Deutschland häufig
"Audio-PR-Beiträge" ohne journalistische Bearbeitung ausgestrahlt
werden - ein "Infiltrationsprozess".
mehr …
***
Denn das stößt uns seit langem übel auf: Einfach abdrucken
– besser noch: senden
Pressedienste sind dazu da, Journalisten auf ein Thema aufmerksam zu
machen. Die Empfänger aber sollten frei entscheiden (heißt
es nicht deswegen auch: Pressefreiheit?). Ein Journalist kann einen PR-Text
zitieren, zum Anlass für eigene Recherchen nehmen, abdrucken (dann
aber bitte mit Herkunftsangabe), ins Archiv legen, in den Papierkorb schmeißen
…
Wir jedenfalls ärgern uns (und das in unseren beiden Berufen) seit
eh und je über wörtlich und ungeprüft und ohne Hinweis
auf die Quelle abgedruckte Pressetexte. Das mögen manche "altmodisch"
finden, wir empfinden es als Verhohnepiepelung des Publikums
Noch schlimmer aber wird es bei fertigen Hörfunk-und Fernseh-Beiträgen.
Die werden reichlich von PR- und Werbeagenturen verschickt ("full
service" im schlechtesten Wortsinn) und sind – das sei neidlos
anerkannt – absolut professionell gemacht, mit prima O-Tönen
und allem Drumunddran. Und: formatgerecht, so dass eine Eigenrecherche
oder Bearbeitung nahezu ausgeschlossen ist.
Nur eine Kleinigkeit fehlt: Der unabhängige, gegebenenenfalls kritische
oder gar investigative Journalismus.
Ganz nebenbei wird "freien" Journalistinnen und Journalisten
damit auch noch Lohn und Brot geklaut.
Was uns sehr interessiert, das sind weitere Rückmeldungen
an uns über die Austrahlung solcher Beiträge.
Und: Wo bleibt eigentlich die Medienaufsicht?!? (Deren faule Ausreden)
dokumentiert die o.a. ZDF-Sendung ebenfalls.)
"Mediale Schleichwerbung"
Hörenswert! Allerdings: Im letzten Drittel werden die Leitlinien
des "Netzwerks Recherche" (Journalisten machen keine PR.
Punkt.) unkritisch gelobt, während die differenziertere Haltung des
Deutschen Journalistenverbandes (DJV) kritisiert wird. Wir teilen an diesem
Punkt die NR-Auffassung nicht. Für uns bleibt: Es kommt darauf an,
beide Tätigkeiten strikt zu trennen. Doch was soll's: Als Diskussionsanregung
wollen wir die allzu strikte NR-Haltung nicht verschweigen.
Ganz stolz auf Produkt-PR mittels Fotos …
… sind Vodafone und "news aktuell" (eine DPA-PR-Tochter).
In einer langen Eloge erklärt news aktuell Anfang August 2007, wie
man es bewerkstelligt, dass zur Illustration von Artikeln über "15
Jahre Mobilfunk" in Printmedien ständig PR-Fotos des Mobilfunkunternehmens
benutzt werden. Nur zwei Problemchen galt es zu lösen: Wenn, erstens,
das Firmenlogo zu deutlich auf den Bildern prangt, schrecken selbst deutsche
Journalisten davor zurück, die Schleichwerbung mit zu machen. Zweitens:
Handys sind heute so verdammt klein, dass man das "Branding"
auf den Fotos ja kaum erkennen könne. Originalton: "Vodafone
hat für dieses Problem eine elegante Lösung gefunden: Die Marke
wird in vielen Pressebildern nicht über das Firmenlogo transportiert,
sondern über die dominierende Farbe Rot. Die Leser assoziieren Rot
im Kontext mit Mobilfunk meist unwillkürlich mit Vodafone."
Und noch 'was: Der Erfolg sei auch deshalb so groß gewesen, weil
die – wieder wörtlich – "PR-Bilder über dpa-Bildfunk
und Bilddatenbanken gestreut" wurden.
Kommentar: Überflüssig, oder?
Zwei Drittel aller Veröffentlichungen sind PR-initiiert
Als Beispiel: "Was steht in der Stuttgarter Zeitung", Analyse
der pr+co. gmbh
hier als PDF
Wie Werbeverbote für rezeptpflichtige Arzneien umgangen werde.
Die Kollegin Cornelia Stolze nennt in der "Zeit"-Ausgabe vom
30.11.06 – offenbar alltägliche – Beispiele für
die Vermischung von Werbung, PR und Journalismus.
1. Das People-Magazin "Bunte" berichtet über zahlreiche
"Stars", die unter Asthma leiden. Aber keine Angst, sagt der
Asthmaexperte Dr. Hartmut Timmermann, dagegen gibt's ein ganz tolles Medikament.
Dass der Herr Doktor eng mit dem Hersteller des Mittels, der Firma AstraZeneca
zusammenarbeitet, steht nicht in der "Bunten".
2. Die zahlreichen Gesundheitsblättchen der Medienhäuser: Burda
etwa bringt "Bunte Gesundheit" heraus, gemacht von einer "Corporate-Publishing"-Tochter
des Verlages. Finanziert mit festen Summen von Pharmafirmen wie Sanofi-Aventis
oder Hexal. Kaum verwunderlich, dass solche Blätter voll sind mit
erfundenen Krankheiten, Panikmache und Wunderversprechen – und Anpreisungen
der Pharmazeutika, die helfen.
3. Autorin Stolze zitiert einen Mitarbeiter des Bauer-Verlages, der zuvor
in der Pressearbeit eines größeren Pharmaunternehmens gearbeitet
hatte. In dieser Eigenschaft bekam er Besuch von einem Bauer-Mitarbeiter:
"Wenn Sie uns 60.000 Euro zahlen, können wir dafür sorgen,
dass ein bestimmtes Präparat aus Ihrem Haus im nächsten Jahr
in drei Artikeln unserer Zeitschrift namentlich genannt wird."
Zum
Artikel
Ab wann ist ein Skandal ein Skandal – oder: die seriöse FAZ
Die Kollegin Ulrike Simon berichtet im "Tagesspiegel" vom
11. November 2006, die Tochtergesellschaft des FAZ-Verlages, das "FAZ-Institut",
biete Anzeigen und Artikel im Paket an. Dem Tagesspiegel liege ein Schreiben
vor, wonach im "Basispaket" für 10.000 Euro zusätzlich
zu Anzeigen und weiteren Vorteilen "zwei Geschäftsartikel pro
Jahr" enthalten seien, zwar ohne absolute Garantie, doch mit höchster
Wahrscheinlichkeit und nicht oder kaum überarbeitet. Ferner gebe
es ein "Premiumpakat", bei dem die Kunden "jederzeit Anregungen
für Themen und Autoren" geben könnten.
Zum
Artikel
Mittlerweile hat ein Kollege aus dem Teil der PR, der Standards und
Ethik noch hoch hält, das gepfefferte Angebot dankenswerterweise
im Original per newsletter gestreut.
Hier ist es.
Die
Entwicklung danach (28.11.06)
PR-Rat rügt Schleichwerbung im Fernsehen
(19.12.06) Der Deutsche Rat für Public Relations (DRPR) hat wegen
Schleichwerbung im Fernsehen sieben Rügen gegen beteiligte Verbände
und Unternehmen ausgesprochen. Wie das Selbstkontrollorgan der PR-Branche
mitteilte, haben die Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände
und der Bundesverband der Arzneimittelhersteller sowie der Gesamtverband
der deutschen Versicherungswirtschaft gegen geltendes Recht und das Standesrecht
der PR-Branche verstoßen.
Die Verbände hatten durch eine Zahlung von rund 173.000 Euro in der
ARD-Serie "Marienhof" illegal Themen in der Sendung platziert.
Mit Spielszenen in der ARD-Vorabendserie hatten der Apotheker- und der
Pharma-Verband die Zuschauer an die Möglichkeit der Selbstmedikation
erinnern wollen. Die Schleichwerbung in der Serie "Marienhof"
war im Juni bekannt geworden. Erhalten hat das Geld die Produktionsfirma
Bavaria.
Der Rat hob positiv hervor, dass sich Apotheker- und Pharmaverband in
der Anhörung durch das Gremium schnell und klar von den verbotenen
PR-Praktiken distanziert hätten. Anders sei dies beim Gesamtverband
der deutschen Versicherungswirtschaft, der den Vorwurf der Schleichwerbung
zurückweist. Der Verband soll nach internen Feststellungen der ARD
im Jahre 2002 rund 208.000 Euro dafür gezahlt hatte, dass im "Marienhof"
über Versicherungsfälle gesprochen wurde.
Der PR-Rat erteilte auch dem Versicherungsverband eine Rüge. Kritisiert
wurde auch das Verhalten der Münchener Agenturen "Kultur+Werbung"
und "H.+S. Unternehmensberatung", die die verbotenen Geschäfte
mit programmintegrierter Werbung in Zusammenarbeit mit der TV-Produktionsfirma
Bavaria Film abgewickelt hatten.
Quelle: PR-Journal, Newsletter 94/06
Angebote eines "Journalisten" an Redaktionen
(8.11.06) Ganz, ganz theoretisch könnte es sich um einen Kollegen
handeln, der auf diese Weise seine Artikel nur vermarktet und der aufgrund
eigener Überzeugungen ein neues Medikament (hier: Schmerztherapie)
beschreibt. Deswegen verzichten wir – vorläufig! – auf
Namensnennung. Obwohl alles dafür spricht, dass der "Dipl.-Chemiker
und Journalist" nichts anderes tun, als Pressetexte eines Pharmaunternehmens
in dessen Auftrag an Redaktionen zu mailen – eben als "Journalist".
Dafür sprechen unter anderem Lobhudelei sowie der Quellenverweis,
nämlich die Internet-Adresse des Herstellers.
Es ist halt so schwierig, "aus der Informationsflut hervorzustechen":
ganz "emotionale" Geschenke erhalten die Freundschaft …
Die Agentur "ofischer communication GmbH" hat einen tollen
Untertitel: "Emotionale Public Relations für erklärungsbedürftige
Themen". Und eine tolle Idee: "Neu: Erfolgreiche Pressearbeit
durch Redaktionspromotion".
"Attraktive, sympathische Menschen" besuchen Journalisten in
der Redaktion und überreichen ihnen "ein kleines, aber liebevoll
ausgesuchtes Präsent". Der Agentur-Geschäftsführer,
Träger eines M.A. in Kommunikationswissenschaft, vermeldet stolz:
"Diese charmante Geste wird von den Journalisten in aller Regel
äußerst positiv aufgenommen, ebenso wie die mitgelieferten
Informationen. Und wenn der Promotor, trotz vorheriger intensiver Schulung,
einmal nicht mehr weiter weiß, kann er jederzeit sein Back Office
in der Agentur kontaktieren."
Zum Eigenlob der "Redaktionspromoter" (PDF)
Unser Kommentar: Jawoll, immer schön – Zitat
– "den Bauch ansprechen", den sich manche KollegInnen
gerne vollschlagen.
FOCUS TV als Werbesender
Die von uns (wie wohl von allen) wirklich geschätzte "Deutsche
Krebshilfe" ist ganz stolz: Mitte Oktober 2006 teilt sie mit, dass
die erste von 12 Sendungen "in vivo - das Magazin der Deutschen Krebshilfe"
auf Focus TV ausgestrahlt wurde. Außerdem darf es Jede und Jeder
kostenlos als DVD bei der Krebshilfe anfordern.
Das Magazin ist professionell gemacht und seriös. Dass die von Mildred
Scheel gegründete gemeinnützige Organisation jede Möglichkeit
zur Aufklärung nutzt, ist auch prima. Und dass sie gemeisam mit Burda
"freien" Journalisten Arbeitsmöglichkeiten einschränkt,
mag noch irgendwie angehen.
Kein Problem also?
Wir finden: doch! Gerade wurde wieder lobend an den Satz
von Hajo Friedrichs erinnert, wonach sich Journalisten mit keiner Sache
gemein machen sollen, auch nicht mit einer guten. Und seit wann sind –
auch private – Fernsehveranstalter dazu da, komplett von Dritten
gelieferte Sendungen ausszustrahlen?
Die guten Geschäfte der "wissenschaftlichen" Ernährungsmedizin
Über die "Gesellschaft für Ernährungsmedizin und
Diätetik e.V." mit Sitz in Aachen – nicht zu verwechseln
mit der DGEM, der Dt. Ges. f. Ernährungsmedizin – hat der Kollege
Klaus Koch verdienstvoll bereits im April 2004 in der SZ berichtet.
siehe hier
Hinter der unabhängig erscheinenden "Organisation für Mediziner,
Apotheker, Ernährungswissenschaftler & Diätassistenten"
(so der offizielle Untertitel) verbergen sich Lebensmittelbranche, Pharmaindustrie
und weitere Lobbyverbände. Entsprechend verdeckt werbend sind auch
die – teilweise obskuren – Ratschläge für
Nahrungs(- und ergänzungs)mittel, Pillen, Zusatzstoffe u.a.m. Dabei
werden (meist?) zwar nicht Produkte genannt, aber derart klare Beschreibungen
von Stoffen und deren Kombinationen, dass zumindest die Fachkreise dafür
sorgen können, dass es ordentlich an die ernährungsängstliche
Allgemeinheit verhökert wird.
Die Aachener "Gesellschaft" erfreut mit einer unschlagbar
intensiven PR. Das Hauptproblem dabei: Es fallen weiterhin massenweise
Journalisten darauf herein (dies ist unsere liebevolle Interpretation,
in der Hoffnung, dass die KollegInnen nicht auch noch dafür kassieren).
Nur für Abgehärtete und mit den Tricks der
Pseudowissenschaft Vertraute, hier ein paar jüngere Beispiele:
So machen Sie Ihr Baby clever
Wie man keine Arteriosklerose kriegt
Es gibt ein Schönheitsvitamin
Es sind die anderen Diätexperten, die lügen
… und die sind selbstredend keine Experten
So ködert man Wissenschaftler
… und ist der Ruf erst ruiniert …
Jetzt drehen die Aachener Lobbyisten völlig am
Rad. Pünktlich zum 1. Dezember 2006, dem Welt-AIDS-Tag, wiederholen
Sie die abstruse Theorie von pseudowissenschaftlichen Outsidern (gerne
aufgegriffen von kriminellen Geschäftemachern, die gegen Alles Vitaminpillen
verkaufen), wonach nicht sicher sei, dass AIDS durch das Humane Immundefekt
Virus (HIV) hervorgerufen wird. Dementsprechend, so die rheinischen Diätetiker,
sei der Nutzen der antiretroviralen Behandlung zweifelhaft. Deren gesundheitsgefährdende
Überschrift lautet: "AIDS – Tödliche Therapie"
Kommentar: Hat erst einmal nichts mit der Vermischung von PR und Journalismus
zu tun – wohl aber mit der Vermischung von Geschäftsinteressen
und angeblicher Gesundheittsinfo.
Raider heißt jetzt Twix
Laut Mitteilung vom 15.12.06 hat sich die Gesellschaft für Ernährungsmedizin
und Diätetik umbenannt in "Fach(sic!)gesellschaft für Ernährungstherapie
und Prävention e.V.". Der neue Name solle die "Entwicklungsperspektiven"
klar machen. Eine nichtssagende Erklärung.
Kommentar: Wir wollen nichts behaupten, nur spekulieren: Ist der alte
Name schon zu sehr in Verruf geraten? Solche Umbenennungen haben zum Beispiel
die von der Tabbaklobby alimentierten "Arbeitskreise" und "Stiftungen"
mehrfach vollzogen.
Twix heißt jetzt wie?
Sven Müller, Hauptmacher des Ex-Ernährungsmedizin-und-Diätetik-Ladens
war schon vorher zurückgetreten, um sich "anderen Aufgaben zu
widmen. Zu Weihnachten 2006 teilt "der bekannte Exnährungsexperte,
Buchautor, Fernsehmoderator und Bundesverdienstkreuz-Träger Sven-David
Müller Nothmann" (so die kurze, bescheidene Selbstbeschreibung),
hat nun zusammen mit anderen "einen innovativen Schritt gemacht",
nämlich ein "Deutsches(!) Kompetenz(!)zentrum für Gesundheitsförderung
und Diätetik" gegründet.
Zähne zeigen …(Aus: journalist 3/07)
"Dass nicht nur Journalisten von Pressereisen profitieren können,
sondern auch die Leser, macht ein Schweizer Unternehmen möglich.
Über den 'bekannten Medizinpublizisten' Sven-David Müller-Nothmann
lädt es Anfang März zur dreitägigen Pressereise 'Preiswert
schöne Zähne in der Dentaprime-Klinik an der Schwarzmeerküste'
ein und offeriert darüber hinaus einem Leser kostenlos neue Zähne…"
Das soll's von uns zu diesem Thema nun
aber gewesen sein …
Die "Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft"
Wer schon immer wissen wollte, wofür die INSM steht (zum Beispiel:
dafür, dass sie nicht als nur die erweiterte Pressestelle des Arbeitgeberverbandes
Gesamtmetall erscheint), findet den
Erfolgsbericht hier
So geht's ja nun nicht: komplette Eigenrecherche!
Bedauerlich: Ein Telefonat mit der Redakteurin ergibt, dass 'Stern'
und 'Spiegel' "zu den ganz wenigen Medien* gehören, die komplett
auf eigene Recherche bestehen und auf eigene Kontakte zurückgreifen"!
Deshalb, so schreibt eine PR-Agentur aus dem (besonders anfälligen)
Medizinbereich an eine wissenschaftliche Fachgesellschaft im August 2006,
sei sie nicht erwähnt worden. Die Agentur bleibe aber hartnäckig
am Ball! Vor allem über "die Stiftung"**. Bis dahin sollten
die Blätter mit einer "Serie Leserbriefe" erfreut werden,
"seitens Ihrer Geschäftsstelle".
Unser Kommentar: *Das stimmt doch, dass wir anderen Journalisten nie
selbst recherchieren, schon gar nicht komplett, oder?
**Wer's nicht weiß: "Stiftungen" und "Selbsthilfegruppen"
und "Initiativen", die von z.B. Pharmafirmen finanziert und
gesteuert werden, sind im Gesundheitswesen ein beliebtes Mittel, Neutralität
und Patienteninteressen vorzutäuschen.
Ergänzung dazu aus dem "Pharma-Brief" der Organisation
Buko
Paradebeispiel
Eine Kollegin, Leserin dieser Seite und ebenfalls Kennerin der Szene(n)
scheibt:
"Als ich im Sommer von der Firma Garnier (Kosmetik hauptsächlich
für Kiddys - sponsern Sendungen wie 'Gute Zeiten - schlechte Zeiten')
einen Werbespot hörte, hat es mir die Schuhe ausgezogen: Da werben
die für ein Produkt (Shampoo, Duschgel oder so) und brüsten
sich, dass sie die 'Initiative für gesunde Haut' vom Deutschen Grünen
Kreuz unterstützen.
Ist das nicht kurios? Da wird eine PR-Agentur beauftragt, themenspezifische
Öffentlichkeitsarbeit zu machen und die Firma wirbt damit auch noch
im Fernsehen! Hieße die Agentur 'Müller & Meier' wäre
das wohl kaum möglich, aber 'Grünes Kreuz' klingt so gemeinnützig..."
Ja, wollten wir ohnehin noch nachtragen: Ein Paradebeispiel für
"neutrale" Information der Öffentlichkeit auf dem Gesundheitsgebiet
mit Hilfe von Medienleuten ist das "Deutsche Grüne Kreuz"
– täuscht so schön die Seriosität des Roten (DRK)
vor! In Wirklichkeit gegründet und bezahlt – jedenfalls ursprünglich
– von Impfstoffherstellern (gegen die wir überhaupt nichts
haben, nur gegen diese Art der verdeckten PR) und inzwischen U-Boot für
alle möglichen Industriezweige und Lobbyisten.
Ins eigene Knie …
Die Meldung vom 6.11.06 hat eigentlich nichts mit dem Hauptthema von
PRWatch – der Vermischung von PR und Journalismus – zu tun,
aber die Art, wie diese PR-Aktion nach hinten los ging, ist einfach zu
hübsch: Da landen bei Bundestagsabgeordneten je Hunderte von Protestbriefen
gegen die Gesundheitsreform, vor allem gegen (geringfügigen) Auflagen
für Private Krankenversicherungen (PKV). Leider stellt sich heraus,
dass viele Briefschreiber gar nichts davon wussten, der PKV-Verband hat
Unterschriften ganz offensichtlichgefälscht. …
Dazu der "Tagesschau"-Bericht
Blogs als PR-U-Boote
Zum Beispiel der PR-Gigant Edelmann musste sich entschuldigen, als aufflog,
dass er in den USA für seinen Kunden "Walmart" einen Fakeblog
eingerichtet hatte, nach dem das Walmart-Image so ramponiert war. Zum
Beispiel für oder bei "Jamba" soll es so etwas auch gegeben
haben.
Dank
an Gerhard Pfeffer: hier steht's
Wir sind ja alle nicht blauäugig und ahnten das schon. Kann die
Blogsphäre als Neuerfinder der Medien-Demokratisierung etwas dagegen
unternehmen?
Fachjournalisten: PR-Texte als Quelle
Umfrage einer Münchner PR-Agentur, Herbst 2006:PR-Quellen werden
von einem Viertel der Fachjournalisten aufgegriffen (wenn das mal nicht
mehr sind!?). Am beliebesten sind dabei Presseinformationen, Pressekonferenzen
weniger. Inputs aus der PR werden zu unterschiedlichen Prozenten verwendet.
Quelle:
PR-Journal
Frage: PR-Infos zu nutzen ist ja nun überhaupt nicht schlimm. Interessanter
wäre zu wissen, wie oft nachrecherchiert wird und wie oft nachgeplappert?
"Public Relations im Jammertal" ...
So eine hübsche Überschrift im Tagesspiegel" vom 7.10.06.
Der Aufhänger ist ein Hotel, das aus seinem Standort lustige Werbung
macht – nix gegen zu sagen.
Der Anlass: 40 PR-Profis aus Profit- und Non-Profit-Bereichen diskutierten.
Auch o.K.
Dass aber der Chef einer von uns sehr geschätzten (wirklich!) Zeitung
bei dieser Gelegenheit meint: "Pressesprecher haben keine Chance"
bei den Redaktionen – das ist eine unschöne Umkehrung des Problems.
Wenn Journalisten allen PR-Leuten "misstrauen", kommt auch seriöse
Informationsgeber unter die Räder. Wie wäre es damit, Spreu
von Weizen zu trennen, Blödsinn und verkappte Werbung in die Zentralablage
der Redaktion zu schmeißen und möglicherweise interessante
Nachrichten nachzurechercherieren? Ist das nicht ureigene journalistische
Arbeit?
Unsere Meinung: Schlimmer noch bei der zitierten Haltung ist, dass U-Boot-PR-Leute
geradezu aufgefordert werden, mit noch mehr Tricks zu arbeiten.
Wussten wir schon...?
Auf der Frankfurter Buchmesse wurde am 6.10.2006 über ein ganz
neues Thema diskutiert. "Gegen die Vermischung von PR und Journalismus"
hätten sich Teilnehmer eines Podiumgespräches ausgesprochen,
verkündet "pressetext.de". Die Gründe für zunehmende
Vermischung von Journalismus, Werbung und PR seien klar: dünn besetzte
Redaktionen, ökonomischer Druck, Reduzierung von Medien auf ihren
Nutzwert, crossmediale Dynamik wegen des Internets …
Was dagegen tun? Außer Appellen keine Idee.
Zum Bericht
Unabhängige Berichterstatter, Mitveranstalter, Scheckbuchredaktion
– und das alles auf einmal
Ist sie nicht schön, die Meldung vom 6.9.06
Zum Beispiel hier
wonach die ARD nicht nur als Berichterstatter und Veranstalter
der Tour de France auftrat, sondern auch noch Jan Ullrich dicke Honorare
aus Gebühren zahlte?
Wofür eigentlich? "Um besondere Berichterstattungsmöglichkeiten
über einen der prominentesten Sportler Deutschlands zu erhalten"
(!?).
Das "Objekt" der journalistischen Berichterstattung als Journalist?
Und war da nicht auch etwas mit Doping?
Unser Kommentar: Wir sind (fast) unerschütterliche Anhänger des
öffentlich-rechtlichen Rundfunks (und das keineswegs nur, weil wir
dafür arbeiten). Und deswegen ganz sicher, dass entweder ein dickes
Dementi kommt oder die Praxis – grundsätzlich – abgestellt
wird.
8.9.06: Wie recht wir doch haben, wenn wir auch mal Gutes annehmen:
ARD-Programchef Günter Struve hat den Ullrich-Vertrag als "Schnapsidee"
bezeichnet und angekündigt, alle ähnlichen Verträge überprüfen
zu lassen. Bravo!
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